Kleines Lexikon
der Hochzeitsbräuche - rund um Polterabend, Trauung und Fest
Blau
- Brautkleid - Brautschuhe
- Brautstrauß - Brautvater
- Brot und Salz - Einzug - Etwas
Altes... - Farben - Glas
- Handverbindung - Hindernisse
- Hochzeitskerze - Honig
- Kindersegen - Knöpfe
- Myrte - Reis - Rose
- Rosmarin - Salz - Scherben
- Schwelle - Stolpersteine
- Tauben - Unterwäsche
- Verbindung - Weiß-
Wetter
- Brautjungfern
Die Brautjungfern sind so ähnlich angezogen wie die Braut. Das
soll die bösen Geister verwirren und von der Braut ablenken.
- Brautkleid
Das Brautkleid sollte auf keinen Fall selbst genäht sein, das bringt
Unglück ( heutzutage käme wahrscheinlich sowieso kaum mehr
eine Braut drauf, aber früher, als alle Kleidung noch selbst oder
von der Schneiderin genäht wurden, war das ein wichtiger Volksglaube.)
Der Bräutigam soll das Brautkleid vor der Trauung nicht sehen.
Knöpfe am Brautkleid sollen Glück
bringen. Je mehr Knöpfe am Kleid, desto glücklicher wird die
Ehe sein.
- Brautschuhe
Früher hat die Braut für ihre Schuhe Pfennig für Pfennig
zusammengetragen und dann stolz die Schuhe mit diesen Pfennigen bezahlt.
Heutzutage sind die Schuhgeschäfte wahrscheinlich glücklicher,
wenn Sie Ihre Kreditkarte zücken.
Ein Glückspfennig im Schuh soll der Braut Wohlstand bringen. Aber
wer will schon den ganzen Hochzeitstag mit einem Pfennig / Cent im Schuh
herumlaufen. Tut weh! Ob ein Geldschein wohl auch was bringt? Auf jeden
Fall eher keine Blasen.
- Brautstrauß
und Hochzeitsblumen
Brautstrauß
Traditionell ist es Aufgabe des Bräutigams, den Brautstrauß
zu besorgen. Es hilft, wenn ihm die Braut vorher sagt, welche Form der
Bindung, welche Blumen und welche Farben sie sich wünscht. Der
Brautstrauß wird vor der Trauung an die Braut übergeben,
die mit dem Strauß in Händen einzieht. Der Bräutigam
trägt ein zum Brautstrauß passendes Sträußchen
am Revers.
Nach der Trauung wirft die Braut den Strauß unter die Hochzeitsgäste.
Fangen sollen ihn nur die unverheirateten Frauen. Welche ihn fängt,
wird die nächste Braut sein. Warum sollen eigentlich die unverheirateten
Männer heutzutage nicht auch fangen dürfen?
Myrte
Die Myrte, ein immergrüner Strauch mit kleinen weißen Blüten,
war in der griechischen Mythologie die Pflanze der Aphrodite, der Göttin
der Liebe.
Im alten Palästina trugen bis gegen Ende des 1. Jahrhunderts Bräutigam
und Braut bei der Hochzeit einen Kranz aus Myrten und Rosen. Im Deutschland
wurde der Brauch, bei der Hochzeit Myrte zu tragen, erst im 16. Jahrhundert
bekannt. Dabei trug die Braut einen Kranz aus Myrte und der Bräutigam
ein Myrtensträußchen. Nach der Hochzeit zog die Braut eine
der Triebspitzen aus ihrem Myrtenkränzchen und brachte sie zum
Bewurzeln - die erste Pflanze fürs neue Heim.
Bei der Geburt eines Kindes kann eine Myrte als Lebensbaum gepflanzt
werden.
Rose
Die Rose, im antiken Griechenland der Aphrodite
und bei den Ägyptern der Isis geweiht, wurde von den Christen auf
Maria übertragen. Daher kommen die vielen Bilder der Madonna im
Rosenhaag. Die rote Rose ist ein Symbol für Freude, Liebe, Leben,
Schöpfung, Schönheit und Erfüllung. Die Rose lehrt uns,
unsere Liebe, unsere Gefühle und Gedanken mitzuteilen
und ist deshalb eine wunderbare Blume für
ein Hochzeitsfest.
Rosmarin
Ähnlich wie die Myrte ist auch der Rosmarin ein immergrüner
Strauch und der Aphrodite geweiht gewesen. Braut und Bräutigam
sowie die Trauzeugen trugen Rosmarin, in Kranzform oder als Sträußchen.
Möglicherweise sollte die stark riechende Pflanze böse Geister
vom Brautpaar abwehren. Außerdem sind immergrüne Pflanzen
ein Symbol für immerwährende Lebenskraft und sollen so einer
Ehe Segen und Dauer verleihen.
Alle Pflanzen, die der Aphrodite geweiht waren, wurden sowohl zur Hochzeit
getragen als auch zu Begräbnisriten verwendet oder auf Gräber
gepflanzt. Dies mag uns verwundern, doch es kommt wohl daher, dass Aphrodite
ursprünglich, bevor sie zur Göttin der Liebe reduziert wurde,
auch die Göttin der Unterwelt war.
- Brautvater
Der Brautvater führt die Tochter zum Altar. Dies ist ein alter
Braut, der noch aus sehr patriarchalen Zeiten stammt. Eigentlich drückt
er aus, dass die Braut aus dem Besitz des Vaters in den Besitz des Ehemannes
übergeht.
Wollen wir ja heute nicht mehr, oder?
Andererseits ist es ein wirklich schöner Brauch, und auch jedes
Mal wieder ein bewegender Anblick, wenn der Vater stolz und mit leuchtenden
Augen mit seiner Tochter hereinkommt.
Dabei geht der Vater traditionell an der rechten Seite der Braut.
Die Kirchen sehen diesen traditionellen Einzug manchmal nicht so gern.
Oft holt der Pfarrer oder die Pfarrerin das Paar auch an der Kirchentüre
ab. Bei einer freien Trauung kann das Brautpaar ganz eigenständig
entscheiden, ob sie zusammen hereinkommen, ob der Vater die Tochter
zum Altar führt oder beide Eltern. Paare, die Kinder haben, ziehen
auch gerne mit ihren Kindern ein.
Früher musste der Brautvater die Kosten der Hochzeit tragen. Dies
ist heute nicht mehr so. Die Paare richten in der Regel die Hochzeit
selbst nach ihren Möglichkeiten aus. Und beide Eltern unterstützen
nach Möglichkeit.
Vom Brautvater wird bei der Hochzeitsfeier erwartet, dass er eine Rede
hält. Nur Mut!
-
Einzug
- Weg zum Altar
Lechts oder Rinks - links oder rechts - auf welcher Seite geht die
Braut zum Altar?
Immer wieder werde ich gefragt, wie das denn nun ist, auf welcher
Seite läuft die Braut?
Die Frage geistert auch durch unzählige Hochzeitsforen.
Hier also nun die ultimative Antwort:
Das sagt
die Tradition:
Wenn der Vater die Tochter zum Altar bringt, so geht die Braut links,
der Vater rechts, er hat seine Tochter also an seinem linken Arm.
Es gibt aber auch die Meinung - die Frau geht immer an der rechten
Seite des Mannes.
Wenn das Brautpaar zusammen hereinkommt, so geht bei einer evangelischen
Hochzeit die Braut rechts, der Bräutigam links, und zwar sowohl
beim Einzug als auch beim Auszug, bei einer katholischen Hochzeit
geht die Braut auf dem Weg zum Altar links, der Bräutigam rechts
und beim Auszug rechts, der Bräutigam links.
Der Unterschied kommt daher, dass für die evangelische Kirche
hier ein bereits getrautes Paar zum Altar geht, um den Segen der Kirche
zu bekommen.
Für die katholische Kirche geht eine unverheiratete Frau in die
Kirche und eine verheiratete Frau hinaus. Allerdings hört man
auch, dass manche Pfarrer das anders handhaben.
Am Altar sitzt die Braut rechts, der Bräutigam links (vom Brautpaar
aus gesehen).
Die meisten Paare haben sich der Einfachheit halber wohl darauf verständigt
- Bräutigam links, Braut rechts - immer und überall.
Das sagt die Moderne:
Ist das noch wichtig? Machen Sie doch, was Sie wollen und konzentrieren
Sie sich auf Wichtigeres an diesem einmaligen Tag!
- Kindersegen-
so wünscht man dem Brautpaar Glück und viele Kinder
Reis werfen
Blumen streuen (Gäste oder Blumenkinder beim Auszug)
Kinderwagen
auf dem Dach installieren
- geglückte
Verbindung
- damit die Liebe lange hält
Die Scherben vom Polterabend gemeinsam
wegkehren
Ringtausch
Kuss
Handverbindung
Hochzeitskerze zusammen anzünden
Hand in Hand übers Feuer springen
- Schutz
der Brautleute vor Unglück und bösen Geistern
-
Krach machen (Scherben
am Polterabend,
Böller, Hupkonzert, scheppernde Dosen am Auto, ) vertreibt die
bösen Geister.
- Zerschlagenes Geschirr symbolisiert Glück
- also zum Polterabend all die alten Teller und Tassen, die schon immer
mal wegsollten, mitbringen, aber auf keinen Fall Glas, denn das
bringt Unglück - "Glück und Glas, wie leicht bricht das".
Die Braut sollte am Hochzeitstag ein Stück ihrer Unterwäsche
verkehrt herum tragen. Das soll böse Geister verwirren (warum eigentlich?)
Falls Sie darauf eine Antwort wissen, schreiben Sie mir doch bitte ein
Mail.
Das Brautpaar soll bei der Zeremonie dicht beeinander beeinander stehen,
so dass nichts und niemand sich dazwischen drängen kann.
- Salz
Das Brautpaar trägt Salz in der Tasche oder bekommt heimlich Salz
in die Schuhe gestreut. Das soll vor bösen Wünschen und Neidern
schützen.
Der Brauch, Salz als Reinigungs- und Schutzmittel einzusetzen, ist uralt.
Salz besteht aus Natrium und Chlor im Verhältnis eins zu eins.
Natrium gibt Halt und Struktur, es konserviert, darum können Lebensmittel
durch Einlagerung in Salz konserviert werden. Chlor ist auflösend
und sprengt Strukturen und ist dafür verantwortlich, dass Salz
manche Stoffe angreift und auflöst. Beide Stoffe zusammen bringen
eine starre Struktur in Bewegung und zerfallendes in neue Struktur.
Salz ist also ein ganz besonderer Stoff, und es wird in vielen magischen
Handlungen verwendet.
- Brot und Salz
Ein alter Hochzeitsbrauch, der dem Brautpaar durch das Brot Lebenskraft
und durch das Salz Schutz und Erneuerung wünscht. Ist es nicht
etwas ganz schönes, dem Brautpaar ein selbst gebackenes Brot zu
schenken?
-
Schwelle
Der Bräutigam trägt seine Braut über die Schwelle.
Die Schwelle ist im Volksglauben der Ort, wo zwei Welten aufeinander
stoßen. Die sichere Welt des eigenen Heims und die Welt draußen.
Die Schwelle ist deshalb ein besonderer Ort und früher war es
klar, dass man nicht direkt auf die Schwelle treten soll. So brachte
der Bräutigam seine Braut sicher ins Haus, indem er sie über
die Schwelle trug. Heutzutage haben wir in unseren Häusern eigentlich
keine Schwelle im alten Sinne mehr. Deshalb bedeutet der Brauch modern
gesehen eher den Übergang in ein gemeinsames neues Leben. So
drückt der Bräutigam aus, dass er seine Liebste in den folgenden
Ehejahren "auf Händen tragen wird."
- Hindernisse
überwinden - am Hochzeitstag und auch in der Ehe
Wenn das Brautpaar am Hochzeitstag die symbolischen Stolpersteine gut
meistert, dann werden sie auch in Zukunft zusammen durch Dick und Dünn
gehen.
Beispiele für symbolische Stolpersteine, die oft von den
Hochzeitsgästen vorbereitet werden:
- Baumstamm gemeinsam durchsägen
- Herz mit Nagelscheren aus einem Leintuch ausschneiden und dann durch
das Herzloch steigen
- zusammen über einen Besen springen
- ein Seil wird gespannt und dem Brautpaar die Durchfahrt verwehrt.
Es muss sich freikaufen.
- Hochzeit und
Tiere
Tauben
Tauben stammen aus Mesopotamien und waren der Ishtar, dann in der griechischen
Antike der Liebesgöttin Aphrodite heilig. Die Tauben sind in der
Liebe sehr treu und brechen ihre Ehe nicht.
- Hochzeit und
Farben
Weiß
Weiß ist die Farbe der Braut. Selbst wenn die Braut nicht weiß
trägt, kein Hochzeitsgast darf in einem weißen Kleid kommen!
Weiß ist traditionell die Farbe der Unschuld und Reinheit. Die
Tradition des weißen Brautkleids ist noch nicht so alt. Unsere
Großmütter und Urgroßmütter haben zum Teil noch
in Schwarz geheiratet. Heutzutage hat die Braut die freie Auswahl und
kann sich auch für ein ganz anderes Brautkleid entscheiden. Nur
blau sollte es nicht sein, denn...
Blau
"Blaue Hochzeitskleider bringen Verdruß, weiße dagegen
nur Freude", so der Volksmund. Dies gilt jedoch nicht für
das Strumpfband. Und jetzt kommen wir zum berühmten
"Etwas
Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues".
Dieser Brauch stammt aus dem Englischen: "Something old, something
new, something borrowed, something blue".
Eine Hochzeit ist ein Übergang über eine Schwelle in ein neues
Leben - da ist es gut, dass man die Erinnerung an das mitnimmt, was
vorher war (etwas Altes), die Hoffnung auf eine glückliche gemeinsame
Zukunft (etwas Neues), treue Freunde (etwas Geliehenes) und ein Symbol
für Treue und Beständigkeit (etwas Blaues).
Viele Bräute nehmen für das Blaue ein Strumpfband, für
das Neue das Kleid und die Schuhe, leihen sich etwas von ihrer Trauzeugin
oder Freundin, z.B. ein kleines Armband, Fußkettchen, etwas für
die Haare oder etwas ähnlich kleines. Das Alte kommt oft von der
Großmutter, eine Brosche, ein Ring, ein Armband, eventuell sogar
die Handschuhe.
- Hochzeit und
Licht
Am Polterabend versammeln
sich alle Gäste vor dem Eingang und geleiten das Brautpaar mit
Laternen, Fackeln oder Kerzen noch ein Stück des Weges.
Bei der Trauung wird die Hochzeitskerze
vom Brautpaar gemeinsam angezündet.
Dazu kann
ein Text gelesen werden (googeln Sie einfach "Die Hochzeitskerze
spricht").
Die Hochzeitskerze bekommt zuhause einen besonderen Platz und kann dann
an jedem Hochzeitstag wieder herausgeholt werden und zur Feier des Tages
angezündet werden. Jede Kerze kann zur Hochzeitskerze werden. Die
meisten Paare lassen allerdings ihren Namen, das Datum der Trauung und
eventuell noch andere Motive wie Tauben, Ringe, Herzen auf ihre Hochzeitskerze
machen. Gestaltete Hochzeitskerzen können Sie in Internetshops
und bei größeren Kerzenläden bestellen.
- Das Wetter
am Hochzeitstag
Regen am Hochzeitstag bedeutet Glück, Reichtum und Kindersegen
und manchmal aber auch Tränen.
Also suchen Sie sich aus, woran Sie glauben wollen, falls es bei Ihnen
regnen sollte.
- Handverbindung
Ein schön
gestaltetes Tuch oder ein Schal wird über die Hände der Brautleute
gelegt. Das Tuch kann vom Brautpaar selbst gestaltet werden oder von
jemandem aus der Familie als Geschenk für das Paar.
Dann ziehen Braut und Bräutigam selbst einen Knoten in ihr Tuch.
Dies soll die besondere Verbindung, die am Hochzeitstag stattfindet,
für das Brautpaar und für alle Gäste sichtbar und sinnlich
erfahrbar machen.
- Kurioses
Honig
Schon der römische Dichter Ovid lobte in seiner "Ars Amatoria"
(Liebeskunst) Honig als Aphrodisiakum. In vielen Volksriten wird die
Braut vor der Hochzeitsnacht mit Honig bestrichen. Vor allem ist es
oft der Mund der Braut, der innen und außen mit Honig benetzt
wird. Da bekommt doch der Ausdruck "Honig ums Maul schmieren"
auf einmal eine ganz andere Bedeutung...
Quellen:
Vielen Bräuchen bin ich im Laufe meiner Arbeit als Freie Hochzeitsrednerin
begegnet. Die Informationen über die Pflanzen, das Wetter und den
Honig stammen aus dem "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens",
einer Fundgrube für Zeugnisse des Volks- und Aberglaubens.
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